Eva Leidmann

aus „Wie man sich bettet“
gelesen von Bernd Sibler

Eva Leidmann war eine Bauers- und Wirtstochter und hatte drei jüngere Geschwister. Geboren in Burghausen, verbrachte sie ihre Kindheit und Jugend in Mühldorf am Inn. Schon im Elternhaus und auch später arbeitete Eva Leidmann als Kellnerin. Erste Schreibversuche notierte sie auf ihrem Bierblock. 1932 erschien Leidmanns erster Roman Auch meine Mutter freute sich nicht – die Fehltritte eines bayerischen Mädchens. In der Zeitschrift Simplicissimus wurde das Buch als das Werk einer Autorin gewürdigt, die „die Seele dieses bajuwarischen Volkes“ gut kennt. Gewürdigt wird auch der „Verzicht auf den missverstanden, verkitschten Typ der üblichen Art“.
Die Schilderungen von unehelichen Kindern, entwurzelten Bauernmädchen und schwer schuftenden Kellnerinnen, aber auch der selbstbewusste Charakter der Hauptfigur, die versucht ihren eigenen Weg zu gehen, widersprachen den nationalsozialistisch-idealisierten Vorstellungen vom Bauernstand und von der „deutschen Frau“, weshalb beide Romane auf die Liste der verbotenen Bücher gesetzt und am 10. Mai 1933 verbrannt wurden.
So zunächst arbeitslos geworden, fand Leidmann von 1934 bis 1938 ein neues Auskommen als Drehbuchautorin bei der UFA. Sie verfasste – teils in Zusammenarbeit mit den Regisseuren – acht Drehbücher, die allesamt verfilmt wurden. Mit Ausnahme des Films Land der Liebe, der von Goebbels als „ganz unausstehlich“ bezeichnet wurde, waren diese Filme vorwiegend leichte Unterhaltung. Die Drehbucharbeit scheint zu einigem Wohlstand geführt zu haben. Eva Leidmann konnte sich 1938 ein kleines Haus in Berlin-Michendorf leisten. Allerdings war es ihr verwehrt, es noch zu bewohnen. Sie starb 1938 mit 49 Jahren in Folge einer Blinddarmoperation.
Die Edition Phönix des Westhafen Verlags legt Bücher, die 1933 den Bücherverbrennungen der Nationalsozialisten zum Opfer gefallen sind, wieder auf. So ist der Roman Wie man sich bettet der heute unbekannten Autorin wieder zugänglich. Die realistischen Milieu- und Charakterschilderungen lohnen auch heute eine Lektüre.

Zur Edition Phönix: https://www.westhafen-verlag.de/edition-phoenix.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Eva_Leidmann

Bernd Sibler

Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst