Mascha Kaléko

gelesen von Tanja Kinkel

Black lake in Durmitor national park in Montenegro. Dramatic overcast sky. Balkans, Europe. Beauty world.

Mascha Kaléko, die 1907 im galizischen Chrzanów geboren wurde, war bereits als Kind der Suche nach einer neuen Heimat; 1914, zu Beginn des ersten Weltkriegs, übersiedelte die Mutter mit ihr und ihrer Schwester aus Furcht vor Progromen nach Frankfurt, wo der Vater prompt als „feindlicher Ausländer“ interniert wurde. 1918 zog die Familie nach Berlin, und das Berlin der Weimarer Republik war es, in dem Mascha Kaléko ihre ersten Gedichte schrieb, und das sie mit Charme und Humor, scharfem sozialem Blick und selbstverständlicher Erotik in ihrer Lyrik festhielt. Ab 1929 veröffentlichte sie in Zeitschriften. 1933 erschien der Band „Das lyrische Stenogrammheft“, 1934 wurde noch „Das kleine Lesebuch für Große“ veröffentlicht. Dann würden ihre Bücher als „schädliche und unerwünschte Schriften“ von den Nationalsozialisten verboten.

Mascha Kaléko emigrierte 1938 mit ihrem Ehemann und Sohn in die Vereinigten Staaten, wo sie die Familie durch Werbetexterin in New York durchbrachte, gleichzeitig jedoch weiter Lyrik in der deutschjüdischen Zeitschrift „Aufbau“ veröffentlichte. Nach dem Krieg verlegte Rowohlt „Das lyrische Stenogrammheft“ erneut erfolgreich, und auch die „Verse für Zeitgenossen“. Beide Bände wurden Bestseller, und Mascha Kaléko kehrte nach Deutschland zurück. 1960 sollte sie den Fontane-Preis der Akademie der Künste in Berlin (West) erhalten, lehnte jedoch ab, als sie herausfand, dass der ehemalige SS-Standartenführer Hans Egon Holthusen Mitglied der Jury war. Zum letzten Mal besuchte Mascha Kaléko Berlin im Herbst 1974 zu einem Vortrag; auf dem Rückweg machte sie in Zürich halt, wo sie am 21. Januar 1975 an Krebs starb. Der Philosoph Martin Heidegger schrieb Mascha Kaléko über ihr Werk: „„Eine große Freiheit und ruhige Sicherheit ist in Ihren Versen. Ihr ,Stenogrammheft‘ sagt, dass Sie alles wissen, was Sterblichen zu wissen gegeben.“

Tanja Kinkel liest Mascha Kaléko: „Wiedersehen mit Berlin“, aus: Die paar leuchtenden Jahre, © 2003 dtv München

Tanja Kinkel

Dr. Tanja Kinkel, Studium der Germanistik, Theater- und Kommunikationswissenschaft, acht Kultur – oder Literaturpreise, Stipendien in Rom, Los Angeles und an der Drehbuchwerkstatt der HFF München; Gastdozentin an Hochschulen und Universitäten im In- und Ausland, Präsidentin der internationalen Feuchtwanger Gesellschaft.